Freitag, 18. Februar 2011

DamaScenes

Vorab, alle die nicht wissen sollten, wo man mal wieder ein verlängertes Wochenende verbringen könnte...bucht Damaskus! In ein paar Jahren wird vielleicht viel Authentizität verlorengegangen sein, und preislich lebt man als Westeuropäer hier noch wie ein Fürst.

Unsere Hotelempfehlung
Aber es ist natürlich mehr als das, und wie es uns mit Istanbul ergangen ist, sind wir jetzt auch "in love with Damascus". Sechs Tage und Nächte haben wir uns hauptsächlich von der Altstadt verzaubern lassen, und wie es sich für dieses Blog gehört, gibt es einen kleinen Einblick für Euch.

Charming Damascus
Szenenbeschreibung der Enstehung dieses Blogs: Ich sende mit einer extrastarken USB-WIFI-Antenne, die ich von meinem belgischen Freund Marc geliehen habe, in einem seitenoffenen Beduinenzelt, mit Blick auf das Rote Meer, ein herrlich warmes Lüftchen geht, in der prallen Sonne hält man es nämlich nicht aus, aus unserer aktuellen Heimstatt, dem Beduin Moon Village 12km südlich von Aqaba, Jordanien, 15km von der saudischen Grenze entfernt. Am anderen Ufer liegt der Sinai im Dunst, weiter rechts die Shilouette von Eilat in Israel. Die beste Aise von allen kommt in ihrer syrischen Pluderhose aus dem Eumel, in der Hand eine Kanne frischer türkischer Kaffee - heavenly!

Aber wir waren ja in Damaskus. Der Tag beginnt im Handwerker-Suq mit einer spontanen Einladung in eine Bäckerei - wir werden ständig in Bäckereien eingeladen, weil die hier noch was vorzuzeigen haben.

Farsil, der Bäcker
Eine ganze Gruppe von netten und sehr lässigen Syrern ist mit dem Herstellungsprozess befasst. Ein deutscher Hygiene-Beauftragter würde sich bekreuzigen, aber zwei Minuten bei 300 Grad wirken wohl Wunder...


Kein Stress!

Der Herr da auf dem Bild formt die Fladen zwischen Kippe und Tee, und wird auch nicht nervös wenn mal eine Katze über die bemehlte Fläche läuft... Wir kriegen auch 'nen Tee, während wir auf die verschiedenen Fladenbrote warten, die extra für uns in den Ofen geschoben werden (draussen am Fenster stehen Horden von Kunden).

Mal wieder mittendrin
Nach der kleinen Morgenepisode wandern wir durch die verschiedenen Suqs der Damaszener Altstadt, hier gibt es nichts was es nicht gibt, und besonders beeindruckend sind die kleinen Kunsthandwerker, oft nur winzige Einmannbetriebe. Bei dem Herrn, der sündhafte teure Walnussholzkistchen mit perfekt eingelegten Zinnornamenten herstellt, wären wir fast schwach geworden, die Haptik dieser Schachteln ist unglaublich. Viele Läden verkaufen natürlich auch die immer ähnlichen Intarsien- und Perlmuttarbeiten, aber es gibt einige kleine Sensationen darunter.

Damaskus strotzt nicht mit angehäuften Megasehenswürdigkeiten, es ist vielmehr das Gesamtkunstwerk aus schwarz-weisser Altstadtarchitektur, die zu einem guten Teil wieder top in Schuss gesetzt ist...
Medrese
  ...zurückhaltender Sakralbauten, ruhig gestimmt...

Umayaden-Moschee
...und natürlich den Tausenden von kleinen Läden die die Altstadt durchziehen. Brauchst Du mal dringend getrockneten Hai oder Schildkröte...


...guckst Du hier

Tja, und dann begehen wir feierlich unser hundertstes Schachspiel. Die Teehäuser in Damaskus sind der absolute Hit. Absolut relaxte Atmosphäre in alten Altstadtpalästen. Meistens ist der turmhohe Innenhof der Hauptgastraum und dort fühlt man sich wirklich wie in tausendundeiner Nacht, auch tagsüber. Die Luft durchzogen vom Apfel- und Erdbeeraroma der Shishas, junge Syrer in absolut ungezwungener Stimmung, die Abwesenheit von Alkohol ist erstaunlich bei soviel guter Laune.

Stilvoll zum Hundertsten
Wir enden (vorläufig) bei 51:49. Während wir spielen steigt der Geräuschpegel um uns herum stetig an. Eine Gruppe junger Syrer tanzt und singt immer heftiger, und als wir gerade gehen wollen werden wir sofort "abgefangen", und für ein paar Minuten einfach in die Hochzeitsgesellschaft integriert. Hochzeit - das können wir ja noch ganz gut. Wir tanzen syrisch, am hellichten Nachmittag, und tragen ein wenig zur Belustigung der anderen Gäste bei...

Hier geht die Post ab

Wir stehen wieder in den Gassen und atmen erstmal durch. Dann finden wir per Zufall die bekannteste Eisdiele in Damaskus, es gibt nur eine Sorte, aber extrem lecker mit frischen Nüssen oder Pistazien garniert.

Auch das ist Syrien
Und widerstehen kann da natürlich keiner, und ich schon garnicht...

Mjam!
Langsam wird es dunkel in den Gassen von Damaskus. Ständig begegnen uns extrem gutgelaunte Menschen, vor allem junge.

Mercedes Gang
Es wird Zeit fürs Abendessen, in Damaskus bleibt die Eumelküche weitgehend kalt, jedes der Altstadtrestaurants ist ein Erlebnis für sich, und heute stimmt wieder alles. Von den leckeren Meze über den Gratisobstkorb und dem perfekten Kohleservice für die Wasserpfeife (die kostet hier umgerechnet knapp 2 Dollar!, ein Siebtel des Istanbul-Kurses).

Diner Damaskus-Style
Wir nehmen ein Taxi in unseren kleinen Vorort-Slum (nicht wirklich böse gemeint) und schlafen eigentlich nur damit es einen nächsten Tag in Damaskus geben kann. Heute ist dann wirklich auch mal aktives Shopping angesagt, und was kann es anderes sein, als unser drittes Schachspiel, diesmal Grösse...

...XXL
Als wir mal wieder bei einem Händler in der Via Recta, die "gerade Strasse", die die gesamte Altstadt durchzieht, schöne Sachen bestaunen, lernen wir Maria und Bruno aus Dänemark kennen. Buno arbeitet für die dänische Botschaft und dementsprechend kennen sich die Beiden in Damaskus aus. Nebenbei haben sie auch ein Faible für Deutschland, zum Beispiel Freiburg und den Schwarzwald, jawohl, da freut sich der teutonische Traveller doch mal wirklich! Wir verbringen einen sehr schönen Abend im Naranj, ein weiteres Must für Eure nächste Damaskusreise ;)

Hier unbedingt reingehen!
Maria und Bruno haben uns ihren Garten in Damaskus als Eumelbleibe für den Rückweg angeboten, da werden wir wohl kaum widerstehen können...aber jetzt sind wir erstmal nachts durch Jordanien gebrettert, ganz in den Süden, und wie gesagt, siehe oben...

Und für heute verabschieden wir uns stimmungsvoll, während sich der Abendwind über der Wüste erhebt...

Aqaba Moon Rise

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