Samstag, 26. Februar 2011

Aqaba Dives

Da der bisherige Blog sehr von steinalten Stätten und für uns sehr neuen Städten geprägt war, wird es Zeit Euch mal mit unter Wasser zu nehmen. Die letzten Vorbereitungen, zusammen mit Marc, dem wir den ersten Tauchgang motivationstechnisch zu verdanken haben...und wozu haben wir schliesslich vor Ewigkeiten auf Fuerte und Sizilien unseren Open Water Diver gemacht?...damit wir hier mit Red Sea Divers für den Vorzugspreis von 20 Euro pro Tauchgang in die wunderschöne Unterwasserwelt ein- bzw. absteigen können!

Ready to Dive
Die ersten beiden Tauchgänge absolvieren wir zu viert mit unserem Guide Abdullah, dessen Vater schon mit dem König getaucht ist. Überhaupt ist hier alles sehr sortiert, und trotzdem lässig, und wir geniessen das Tauchen nach langer Zeit mal wieder richtig.

Abgetaucht!
Die jordanische Küste ist zwar mit 25km nicht besonders lang, hat aber den Vorteil dass man praktisch überall direkt vom Strand in die Korallenbänke kommt, und das freut nicht nur den Taucher sondern auch den Schnorchler.

Coral Beauty
Es ist Februar und Deutschland meldet wieder Neuschnee. Das Rote Meer hat hier satte 22 Grad und an manchen Tagen kratzt die Sonne hier schon die 30 Grad an. Herrlich. Also weiter nach unten, zum Beispiel mit Amar zum Schiffswrack der Cedar Pride, 100m lang, und als der rostige Rumpf aus dem Nichts auftaucht ist das schon ein besonderes Gefühl...first things, Korallen- und Wracktauchen hatten wir bisher auch noch nicht im Lebensbuch.

Cedar Pride am Zahn der Zeit
Aber neben Schiffswracks und Korallen gibt es natürlich auch Mengen von uns bekannten und uns bisher völlig unbekannten Meeresbewohnern zu sehen und auch zu fühlen. Zum Beispiel dieser aufgeblasene Zeitgenosse, nur wenig stachelig und auch nicht giftig. Trotzdem gehört für den seefernen Flachlandmenschen ein wenig Überwindung dazu...


Unterwasserblähungen

...Gudrun macht das auch schon ganz routiniert...

Wasserball
Wir dürfen im weiteren Verlauf auch noch Seegurken und -sterne fühlen, begegnen grossen Napoleonfischen und unzähligen bunten Kleinen, man hat hier das Gefühl in einem Aquarium zu tauchen, nur dass es keine Glaswände aussenrum hat. Das Ganze durch das einfallende Sonnenlicht bestrahlt und bei Sichtweiten bis zu 25 Meter, einfach...

...zauberhaft!
Und dann der absolute Höhepunkt für uns, und zum Glück auf Film festgehalten. Guttrip-Blog proudly presents "The Sea Turtle", starring himself, in weiteren Nebenrollen Marc, Gudrun & Timo, Regie & Kamera Abdullah...


Ja, ist schon traumhaft an Aqabas South Beach, inklusive der Eumelbleibe auf dem Camperparkplatz des Beduin Moon Village, hier haben wir zum ersten Mal auch Pool- und Meerblick aus dem "Schlafzimmer"...

Good Morning Aqaba

Und obwohl die Saison hier noch nicht so richtig begonnen hat (ab März geht's richtig los), sind wir hier zum Glück nicht ganz allein, neben den Einheimischen die nur am Wochenende den Strand in Besitz nehmen und mit Kind und Kegel zum open-air BBQ kommen, haben wir schöne Tage mit Christine & Marc verbracht, sie sind aus der Nähe von Namur in Belgien, daran erinnern sie sich aber nur schwach, da sie schon drei Jahre auf Reisen sind.

Un dernier café avec Cri-Cri et Marc
Dann stossen noch Dovrat & Knut aus Tel Aviv und Berlin dazu, und wir haben Gelegenheit die witzigen Observation Games "Cross-Parallel", "Painting a nice house" und "I travel to the moon" weiterzugeben, die wir von Andrea & Brandon gelernt haben. Nachts im Beduinenzelt bei libanesischem Rotwein eine sehr lustige Angelegenheit. 

Spass mit Dovrat und Knut
So gehen die Tage dahin, mittlerweile haben wir die Halbzeit schon hinter uns, und wenn wir nicht tauchen, dann schnorcheln wir, und wenn wir nicht schnorcheln, dann werden wir braun, und wenn wir einen Sonnenbrand haben, gehen wir in den Schatten und bilden uns...

...weiter in Beduinenkultur

Schliesslich geht es demnächst wieder in die Wüste, zum Wadi Rum, und dort stehen besagte sieben Säulen und auch das Haus vom Lawrence.

Freitag, 18. Februar 2011

DamaScenes

Vorab, alle die nicht wissen sollten, wo man mal wieder ein verlängertes Wochenende verbringen könnte...bucht Damaskus! In ein paar Jahren wird vielleicht viel Authentizität verlorengegangen sein, und preislich lebt man als Westeuropäer hier noch wie ein Fürst.

Unsere Hotelempfehlung
Aber es ist natürlich mehr als das, und wie es uns mit Istanbul ergangen ist, sind wir jetzt auch "in love with Damascus". Sechs Tage und Nächte haben wir uns hauptsächlich von der Altstadt verzaubern lassen, und wie es sich für dieses Blog gehört, gibt es einen kleinen Einblick für Euch.

Charming Damascus
Szenenbeschreibung der Enstehung dieses Blogs: Ich sende mit einer extrastarken USB-WIFI-Antenne, die ich von meinem belgischen Freund Marc geliehen habe, in einem seitenoffenen Beduinenzelt, mit Blick auf das Rote Meer, ein herrlich warmes Lüftchen geht, in der prallen Sonne hält man es nämlich nicht aus, aus unserer aktuellen Heimstatt, dem Beduin Moon Village 12km südlich von Aqaba, Jordanien, 15km von der saudischen Grenze entfernt. Am anderen Ufer liegt der Sinai im Dunst, weiter rechts die Shilouette von Eilat in Israel. Die beste Aise von allen kommt in ihrer syrischen Pluderhose aus dem Eumel, in der Hand eine Kanne frischer türkischer Kaffee - heavenly!

Aber wir waren ja in Damaskus. Der Tag beginnt im Handwerker-Suq mit einer spontanen Einladung in eine Bäckerei - wir werden ständig in Bäckereien eingeladen, weil die hier noch was vorzuzeigen haben.

Farsil, der Bäcker
Eine ganze Gruppe von netten und sehr lässigen Syrern ist mit dem Herstellungsprozess befasst. Ein deutscher Hygiene-Beauftragter würde sich bekreuzigen, aber zwei Minuten bei 300 Grad wirken wohl Wunder...


Kein Stress!

Der Herr da auf dem Bild formt die Fladen zwischen Kippe und Tee, und wird auch nicht nervös wenn mal eine Katze über die bemehlte Fläche läuft... Wir kriegen auch 'nen Tee, während wir auf die verschiedenen Fladenbrote warten, die extra für uns in den Ofen geschoben werden (draussen am Fenster stehen Horden von Kunden).

Mal wieder mittendrin
Nach der kleinen Morgenepisode wandern wir durch die verschiedenen Suqs der Damaszener Altstadt, hier gibt es nichts was es nicht gibt, und besonders beeindruckend sind die kleinen Kunsthandwerker, oft nur winzige Einmannbetriebe. Bei dem Herrn, der sündhafte teure Walnussholzkistchen mit perfekt eingelegten Zinnornamenten herstellt, wären wir fast schwach geworden, die Haptik dieser Schachteln ist unglaublich. Viele Läden verkaufen natürlich auch die immer ähnlichen Intarsien- und Perlmuttarbeiten, aber es gibt einige kleine Sensationen darunter.

Damaskus strotzt nicht mit angehäuften Megasehenswürdigkeiten, es ist vielmehr das Gesamtkunstwerk aus schwarz-weisser Altstadtarchitektur, die zu einem guten Teil wieder top in Schuss gesetzt ist...
Medrese
  ...zurückhaltender Sakralbauten, ruhig gestimmt...

Umayaden-Moschee
...und natürlich den Tausenden von kleinen Läden die die Altstadt durchziehen. Brauchst Du mal dringend getrockneten Hai oder Schildkröte...


...guckst Du hier

Tja, und dann begehen wir feierlich unser hundertstes Schachspiel. Die Teehäuser in Damaskus sind der absolute Hit. Absolut relaxte Atmosphäre in alten Altstadtpalästen. Meistens ist der turmhohe Innenhof der Hauptgastraum und dort fühlt man sich wirklich wie in tausendundeiner Nacht, auch tagsüber. Die Luft durchzogen vom Apfel- und Erdbeeraroma der Shishas, junge Syrer in absolut ungezwungener Stimmung, die Abwesenheit von Alkohol ist erstaunlich bei soviel guter Laune.

Stilvoll zum Hundertsten
Wir enden (vorläufig) bei 51:49. Während wir spielen steigt der Geräuschpegel um uns herum stetig an. Eine Gruppe junger Syrer tanzt und singt immer heftiger, und als wir gerade gehen wollen werden wir sofort "abgefangen", und für ein paar Minuten einfach in die Hochzeitsgesellschaft integriert. Hochzeit - das können wir ja noch ganz gut. Wir tanzen syrisch, am hellichten Nachmittag, und tragen ein wenig zur Belustigung der anderen Gäste bei...

Hier geht die Post ab

Wir stehen wieder in den Gassen und atmen erstmal durch. Dann finden wir per Zufall die bekannteste Eisdiele in Damaskus, es gibt nur eine Sorte, aber extrem lecker mit frischen Nüssen oder Pistazien garniert.

Auch das ist Syrien
Und widerstehen kann da natürlich keiner, und ich schon garnicht...

Mjam!
Langsam wird es dunkel in den Gassen von Damaskus. Ständig begegnen uns extrem gutgelaunte Menschen, vor allem junge.

Mercedes Gang
Es wird Zeit fürs Abendessen, in Damaskus bleibt die Eumelküche weitgehend kalt, jedes der Altstadtrestaurants ist ein Erlebnis für sich, und heute stimmt wieder alles. Von den leckeren Meze über den Gratisobstkorb und dem perfekten Kohleservice für die Wasserpfeife (die kostet hier umgerechnet knapp 2 Dollar!, ein Siebtel des Istanbul-Kurses).

Diner Damaskus-Style
Wir nehmen ein Taxi in unseren kleinen Vorort-Slum (nicht wirklich böse gemeint) und schlafen eigentlich nur damit es einen nächsten Tag in Damaskus geben kann. Heute ist dann wirklich auch mal aktives Shopping angesagt, und was kann es anderes sein, als unser drittes Schachspiel, diesmal Grösse...

...XXL
Als wir mal wieder bei einem Händler in der Via Recta, die "gerade Strasse", die die gesamte Altstadt durchzieht, schöne Sachen bestaunen, lernen wir Maria und Bruno aus Dänemark kennen. Buno arbeitet für die dänische Botschaft und dementsprechend kennen sich die Beiden in Damaskus aus. Nebenbei haben sie auch ein Faible für Deutschland, zum Beispiel Freiburg und den Schwarzwald, jawohl, da freut sich der teutonische Traveller doch mal wirklich! Wir verbringen einen sehr schönen Abend im Naranj, ein weiteres Must für Eure nächste Damaskusreise ;)

Hier unbedingt reingehen!
Maria und Bruno haben uns ihren Garten in Damaskus als Eumelbleibe für den Rückweg angeboten, da werden wir wohl kaum widerstehen können...aber jetzt sind wir erstmal nachts durch Jordanien gebrettert, ganz in den Süden, und wie gesagt, siehe oben...

Und für heute verabschieden wir uns stimmungsvoll, während sich der Abendwind über der Wüste erhebt...

Aqaba Moon Rise

Freitag, 11. Februar 2011

Desert Dreams

Palmyra...the bride of the desert, die Schöne der Wüste...alte Karawanenstation, Handelsstadt und heute ein verzauberter Ort, ocker in ocker, und wenn der letzte Touristenbus abgefahren ist, und die Tandverkäufer  in ihre Hütten und Zelte zurückgekehrt sind, herrscht Stille...
 
Palmyra's Ruinen liegen weitverstreut auf einem grossen Areal, daneben hat sich eine neue Stadt gebildet, mit moderatem Tourismus, der sich auf eine Strasse mit Souvenirshops und Restaurants beschränkt. Wir gönnen uns ein Abendessen im Zenobia Cham Desert, eigentlich ein 4-Sterne Hotel mit bewegter Geschichte, französische Adlige verliebt sich in die Wüste und so..., und bei perfektem Service mit Fensterblick auf die angeleuchteten Ruinen sind wir mal wieder begeistert vom Preisniveau, aus irgendwelchen Gründen isst man hier zu den selben Preisen wie in jeder anderen Einfachsttaverne im Ort.
 
Wir haben uns mit Nadine und Jakob inlusive vierbeinigem Kraftpaket Neo aka "Horst" aus Berlin angefreundet, die mit ihrem wüstentauglichen Supertruck gerade auf dem Rückweg aus Ägypten sind, und dementsprechend einiges zu erzählen haben, teilweise sind die beiden unfreiwillig Augenzeugen der Revolte in Kairo geworden, brennende Strassen, absolut unübersichtliche Situationen, aber die Reiseerzählungen und Bilder aus der weissen und der schwarzen Wüste sind atemberaubend, auch wenn solche Touren durch bürokratischen Overkill etwas erschwert werden, nur mit lokalem Führer, teiweise Polizeieskorte, Bakschisch hier, Bakschisch da, usw...
 
Eumel mit Wüstenschiff im Beduinen-Camping
Die ersten Träume von einem Mobil mit vier angetriebenen grossen Rädern kommen auf, und die Hoffnung, dass so manches Land in Zukunft wieder einfacher zu bereisen ist...
 
Wir beschliessen uns zu viert auf die ausgedehnte Besichtigungstour zu machen, Nadine gibt die Reiseleiterin per Guidebook, und wir marschieren die Stätte ab. Und weil wir dank den Beiden jetzt leihweise im Besitz von sehr guten Syrien- und Jordanien-Reiseführern sind, nochmal ein ganz grosses Dankeschön und Blogverewigung an...
 
Nadine und Jakob!
Und jetzt kommt der geneigte Leser nicht umhin, uns ein wenig durch die alten Steine zu begleiten, auch wenn es das Ganze auch im Web zur Genüge gibt (staunst Du hier). Wir beginnen unsere Tour am...

...Baaltempel, dann geht es durch die...

...Kollonadenstraße, zum...

...Theater, und dann ins Tal der Gräber...
Achtung Suchbild

...wo mehrstöckige Grabtürme von aussen und innen zu erforschen sind.
Am nächsten Morgen fahren Nadine und Jakob weiter Richtung Heimat und wir nutzen die herrliche Sonne für einen Nebeneumel-Trip zur Zitadelle und in die umliegende Wüste.


What a day!
Oben von der Zitadelle hat man einen atemberaubenden Blick in die ockerfarbene Landschaft...

What a feeling!
...und einen kompletten Überblick auf Palmyra's Ruinen:

What a view!
Vorbei an etwas aufdringlichen Perlenketten-Verkäufern (nicht viel Kundschaft heute), geht es zurück in den Ort, wo wir ein frisch gegrilltes Hähnchen und einen herrlichen Blumenkohl, nebst anderem Gemüse zur Direktverarbeitung erstehen. Als wir dann in herrlicher Sonne vor unserem Mobil sitzen, kommt ein lustiger Reisebus mit britischem Kennzeichen auf den Platz, so eine Art Alternativ-Busreise durch den Nahen Osten mit einigen jungen Aussies an Bord, die heute nacht im Beduinenzelt neben uns schlafen werden.
 
Das Camp ist auch bemerkenswert, neu für uns ist das unverhohlene Interesse der Bediensteten an unseren Alltagsaktivitäten wie Schuhe schnüren oder Moped abladen. Da steht der Ex-Beduine schonmal minutenlang daneben und schaut sich das an, dass sie nicht mit zum Klo kommen ist alles...wie haben Elke & Bernd vorher per SMS kommentiert, das Camp ist "etwas skurril". Volltreffer. Trotz allem hätten wir nicht gedacht, dass das Stellplatz finden im Orient so einfach ist.
 
Nicht skurril, sondern einfach nur schön ist Palmyra, wenn die Sonne untergeht.
 
Bring on the Night
Am nächsten Morgen verlassen auch wir Palmyra, ein letzter Blick auf das ockerfarbene Märchen, und dann geht es wieder durch die Wüste, die eigentlich eine Halbwüste ist, diesmal Richtung Damaskus. Vorbei am kultigen Bagdad Cafe, im Besitz einer Halbnomaden-Familie, und anscheinend so erfolgreich, dass es auf der Strecke mittlerweile noch zwei Ableger gibt, Bagdad Cafe 55 und Bagdad Cafe 66, das Original ist das mit dem Windrad!

Bagdad Café
Der Cheffe ist echt ein Netter, und wir wollen auf der eventuellen Rückfahrt durch Syrien hier auf jeden Fall mal eine Nacht verbringen. Gudrun darf sich nochmal schnell als Beduine verkleiden...    

Bedouin Style
 ...und wir lernen noch ein vorwitziges Dromedarjunges kennen.
 
Hi!
Eine gute Stunde später erreichen wir die Zivilisation, geprägt durch heftige Industrieanlagen im Norden von Damaskus, bevor wir dann mit nur einmaligem Verfahren, den etwas versteckten New Kaboun Camping in den Aussenbezirken der Stadt entern. Wir sind mal wieder die Einzigen, der Besitzer ist superok, es gibt richtige warme Duschen mit richtigem Strahl, und der erste Eindruck von Damaskus ist vielversprechend, jetzt aber erstmal...

...Blog-Pause! 

Extrafakten für Guido: Haeufigkeit des Wortes "ocker" in diesem Blog-Eintrag: fuenf.

Donnerstag, 10. Februar 2011

Le Krak Des Chevaliers

Nach unserem vormittäglichen Erholungsschlaf ziehen wir ins Restaurant La Table Ronde, das direkt neben der Burg liegt. Wir stehen auf dem Parkplatz hinter dem Restaurant, haben warme Duschen, Strom - und damit Heizung, es ist hier auf 800m Höhe und den Libanon in Sichtweite doch recht kühl und feucht - und einen sensationellen Blick auf den Krak des Chevaliers (Krak-Info), die besterhaltene Kreuzritterburg der Welt.

Der Krak im Morgennebel
Da wir Zeit haben, und das Wetter heute wirklich unfreundlich ist, vertagen wir die Burgbe-sichtigung auf morgen und richten uns nach einer Einkaufstour im Dorf (Brot wieder geschenkt!, leckere Fallafel probiert, Eier, Gemüse usw. billig im dunklen Market, da dorfweit Stromausfall) im Eumel häuslich ein. Die News aus Ägypten sind ein wenig beunruhigend, aber da wollen wir ja eigentlich auch nicht hin. Dieses Nicht-Wollen ist natürlich nur durch die krassen Einreisebestimmungen und den absoluten Bürokratieoverkill für Individualreisende bedingt, weil die Pyramiden uns so, naja, vergessen wir das. Später folgen noch Ersthanderfahrungen von Wüstentravellern, aber heute werden wir per Telefon und SMS ferninformiert, da wir sonst keine Nachrichtenlage haben.

Natürlich gibt es auch Überlegungen, die arabische Welt wieder zu verlassen, aber bisher gibt es noch keine Anhaltspunkte, dass Syrien irgendwie betroffen ist. Am nächsten Morgen vergessen wir bei strahlender Sonne sowieso alle Bedenken, und machen uns auf zur Beischtigungstour. Interessanterweise scheinen alle Sights in Syrien 150 Pfund - rund 3 Dollar- Eintritt zu kosten, für Syrer aber nur 15, was solls.  

Tja, was solls?
Dann der Krak, innen wie aussen wirklich gut in Schuss, da er nicht nur der relativ kurzen Kreuzfahrerepisode gedient hat, sondern auch von Arabern, Mamelukken und später den Osmanen gedient hat. Strategisch ist er wohl gut gelegen, aber auch von unseren Eindrücken her grossartig.
Hauptburg
Wir streunen lange durch Gänge, Säle und über die Zinnen, dabei stossen wir uns häufiger mal die Schienbeine an, wenn ihr mal hinkommt, Taschenlampe nicht vergessen!

Im Krak
Hier in Syrien hat die Reise jetzt irgendwie Standardtouri-Charakter bekommen, da wir aufgrund der kurzen Aufenthaltsdauer von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten eumeln. Denoch beneiden wir die anderen nicht, die per Bus mal hier mal dorthin gekarrt werden, kurz raus, Beischtigunstour, Fotos, Souvenirs und weiter...wir haben doch deutlich mehr Zeit.
Am Abend speisen wir im Table Ronde, und zu Hummus, Tabouleh und Lammspiessen gibt es einen wirklich hervorragenden libanesischen Rotwein - Chateau Ksara - der erste gute seit Monaten. Als nächstes Ziel haben wir uns Palmyra ausgesucht, wir wollen jetzt endlich mal in die Wüste.

Am nächsten Morgen sind wir zeitig auf der Piste, und freuen uns wieder auf der guten alten Adventure Drive-Strecke zu sein, wobei durch die Lage in Ägypten und Sudan der Weg nach Südafrika derzeit wohl extra adventurous ist...

Tendenziell Richtig
Zunächst müssen wir an Homs vorbei, einer grösseren Stadt, die innerhalb von Syrien den Status von Ostfriesland geniesst, gleichzeitig soll es hier aber auch die hübschesten Frauen Syriens geben. Wir sehen erstmal eine Ölraffinerie, falls die lieben Ex-Kollegen da mal wegen Prozessoptimierung vorstellig werden wollen...

Kundschaft?
Aus Versehen landen wir dann mitten in Homs, wobei man mir jetzt Absicht unterstellen könnte, wegen den Legenden, aber Frauen - insbesondere im noch heiratsfähigen Alter - sieht man in den Strassen sowieso nicht, dafür aber auch keine englischen Beschilderungen mehr, was die Weiterreise etwas chaotisch gestaltet.

Lost In Homs
Wir zuckeln so aus Versehen zweimal quer durch die Innenstadt, und schnappen ein bisschen Homser Alltagsleben auf.

Les Hommes d'Homs
Durch das ganze Rumgeeiere steht die Tanknadel plötzlich bedrohlich niedrig und ausgerechnet jetzt lernen wir, dass die Dieselversorgung auch in der Nachbarschaft einer Raffinerie nicht an allen Tanken gegeben ist. Mit zunehmender Nervosität klappern wir vier Tankstellen ab, bis uns endlich und gerade noch rechtzeitig geholfen wird. Jetzt werden auch die Reservekanister gefüllt, schliesslich geht es jetzt strack in die Wüste.

Endlich!
Richtung Palmyra, wir haben die richtige Strasse gefunden, und die Landschaft ändert schnell ihr Gesicht. Alles wird zunehmend ockerfarben.

Field Hut

Wir freuen uns, nach knapp 6 Monaten Reisezeit zum erstenmal in der Wüste zu sein. Andere schaffen das mit dem Fahrrad vielleicht schneller...

This is Hardcore!
 Es wird einsam, ab und zu zweigen Stichstrassen bzw. Pisten zu irgendwelchen Öl- und Gasförderungen ab, wir passieren eine Militärstation wo altertümliche Radarwagen ihre Antennen munter drehen. Die Sonne scheint, und die Wüste zeigt ihr schönes Gesicht, endlich eine Ahnung des Nichts, nach der ziemlich heftigen Zersiedlung der Küstenregion Syriens.

Desert Road
Dann kommt die letzte Abzweigung, Schilder Richtung Iraq und Bagdad lassen einen wehmütig werden, es soll wohl mal Zeiten gegeben haben, als irgendwelche Freaks in VW Bullys locker da rüber geschippert sind, die Welt ist verdammt eng geworden. Nix Bagdad, links nach Palmyra.

Crossroads
Dann kommt die Zitadelle in Sicht, ockerfarben auf einem ockefarbenen Hügel, Palmyra ist erreicht. Über eine breite Strasse rollen wir ein, links und hinten der neue Ort und rechts ein riesiges Ruinengebiet. Wir fahren mittenrein. Umrundet von wirklich schönen alten Steinen werden wir schnell von einem Einheimischen aufgetan, der uns zielstrebig zu einem kleinen Camp führt, direkt am Baaltempel, was für ein cooler Standplatz!

Ankunft in Palmyra
Und weil Palmyra so schön ist, bekommt es natürlich ein Extrablog, in Kürze...