Montag, 23. August 2010

First Things...

Sonntag, 22. August 2010, Auszug aus dem Faaker Programmblättchen:


25 Jahre Gipfelkreuz am Mallestiger Mittagskogel. Gipfelmesse mit Dechant Mag. Stanko Olip und den Rythmic Singers. Geführte Wanderung auf den Mallestiger Mittagskogel von der Baumgartnerhöhe. Treffpunkt 8.00 Uhr Baumgartnerhof. Ab 14.00 Uhr Nachmittagsschoppen mit der Trachtenkapelle Finkenstein auf der Mallestiger Alm.

Gudrun ist der Meinung, dass das doch was wäre. Timo äussert die üblichen Vorbehalte gegenüber katholischen Messen, aber immerhin findet sie auf einem Berggipfel statt und rhytmische Sänger sind auch angekündigt. Wir sind aufgebrochen, um viele Dinge zum ersten Mal zu machen, und eine Gipfelmesse ist garantiert neu für uns.

Wir stehen um sechs Uhr auf, und fahren mit dem Moped um sieben hoch zum Baumgartnerhof, wo wir noch Zeit für einen Capuccino haben. Auch Punkt acht ist kaum ein Mensch auf dem Parkplatz, und als uns eine drahtige Rothaarige mittleren Alters anspricht, sie sei die Elisabeth und leitet die Wandergruppe, wird klar dass das eine kleine Gruppe ist. Elisabeth klärt uns auf, dass das halbe Dorf Finkenstein auf der anderen Seite mit dem Traktor auf Höhe gebracht wird, und dann den Steig nimmt, den wir später als Abstieg nutzen. So weit so gut.

Nachdem auch um viertel nach Acht keine weiteren Wanderfreunde eingetroffen sind, geht es zu dritt los. Elisabeth erklärt dass wir für eventuelle gesundheitliche Konsequenzen selbst verantwortlich sind, und dass man am besten im langsamen und gleichmässigen Tempo den Anstieg bewältigt. Nach den ersten 100 Höhenmetern spürt Timo Herzrasen und Übelkeit, aber Aufgeben ist nicht. Irgendwie normalisiert sich auch alles wieder, und nur zwei Stunden später haben wir 700 Höhenmeter geschafft und rasten an der idyllisch gelegenen Mitzl-Moitzl Hütte am Fuss des karstigen Gipfelmassivs.

Elisabeth kennt die Kärtner Berge
Danach geht es über den Sattel bis zur slowenischen Grenze, und dann rechts über den Kamm, teils klettersteigartig und mit prächtiger Aussicht bei allerbestem Sonnenschein. Elisabeth gleicht kleine Schwächeanwandlungen mit Zuckerwürfeln die an Zitronenschnitzen gerieben werden wieder aus, und schliesslich erreichen wir das Gipfelkreuz eine gute halbe Stunde vor Messbeginn. Die rhytmischen Kärtner Mädels proben bereits das Liedgut und es fühlt sich wirklich gut an, mal wieder ganz oben zu sein.
The Great Wide Open
Bis zum Messbeginn versammeln sich ca. 100 mehr oder weniger gottesfürchtige Bergfreunde am Mallestiger und es wurde sogar ein kleiner Altar installiert. Der Dechant wirft sich seinen Talar über die Wanderkluft und hält seine Zeremonie. Selbst für Nichtgläubige klingen die Bibelzitate und Gebete im Gipfelhall beeindruckend. Die Lieder, die gesungen werden sind ebenfalls sehr schön. Eine tolle Atmosphäre, und - ganz neu für uns.

Gipfelmesse
Um eins wurden Blut und Gebeine Christi in der üblichen Form an die Gemeinde verteilt, und der Abstieg beginnt. Wir sind in unserer Gruppe zu fünft, neben einer Bekannten von Elisabeth aus Villach leitet nun Elisabeth's 82-jähriger! Vater den Abstieg. Bergführer im Ruhestand. Auch diesmal werden keine Gefangenen gemacht, und eine gute Stunde später erreichen wir die Mallestiger Alm 600m tiefer zum angekündigten Nachmittagsschoppen. Radler und Würstel schmecken jetzt doppelt gut, Füsse und Muskeln strahlen aber auch schon deutliche Signale aus.

Die Frage nach einem Taxi zurück zum Baumgartnerhof wird in der Gruppe als Witz aufgenommen, und so marschieren wir eben nochmal ein paar Kilometer ohne allzu garstige Wegführungen. Nach einer kurzen Einkehr geht es per Moped zurück zum Campingplatz, und wir wollen eigentlich nur noch schlafen...

Ein paar Tage zuvor hatten wir uns Karten für die Finkensteiner Burgarena gekauft, wo heute abend der unverwüstliche Wolfgang Ambros (Skifoarn, Zentralfriedhof, Zwickts mi, I glab I dram...) auftritt. Trotz deutlicher Lebensspuren und einer etwas zweitklassigen Begleitband zieht der grosse alte Mann des aufrichtigen Wiener Lieds einen Auftritt bis nach elf durch. Wir vergessen unsere Müdigkeit und stehen mitsingend und -klatschend wie alle anderen Finkensteiner Burggäste als wir in der zweiten Zugabe erfahren, dass die "Wahrheit weiss wie a Schnee" ist.
Wolfgang Ambros
Wieder im Eumel dauert es keine Minute bis wir beide in tiefen Schlaf fallen.

Gott, Jesus und die Jungfrau Maria sitzen zusammen beim Abendmahl und überlegen sich wo sie den nächsten Urlaub verbringen sollen. Gott schlägt Jerusalem vor. Jesus verzieht angewidert das Gesicht: "Nach all dem Schaass, den I do erlebt hob?" Na gut, sagt Gott, dann vielleicht Rom? Wieder erntet der Vorschlag keinen Zuspruch, die Aussicht dort den Papst zu treffen und so weiter... Gott wird ungeduldig: "Jo mei, Jesus, dann machst' Du halt oan Vorschlag?" Jesus geht kurz in sich, und sagt dann zögerlich "Vielleicht... Lourdes?" Plötzlich wacht Maria aus ihrem Halbschlaf auf und jubelt: "Dös is a ganz feine Idee, in Lourdes war I no nie!"
[So oder so ähnlich, vom Wolfgang heut' abend]

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